Warum die Auswahl des richtigen Lehrbuchs entscheidend für deinen Lernerfolg ist

Lehrbücher
Veröffentlicht am
December 19, 2025
December 19, 2025

Warum die Auswahl des richtigen Lehrbuchs entscheidend für deinen Lernerfolg ist

Du möchtest mit dem Sprachenlernen beginnen und dir zunächst mal fürs Selbststudium ein Lehrbuch anschaffen – schöne Idee. Doch die Auswahl ist groß, welches solltest du nehmen? Das günstigste? Das oberste Suchergebnis auf Amazon (heißer Tipp: gar nicht bei Amazon kaufen)? Das, womit der VHS-Kurs deiner Schwägerin arbeitet?

Die Antwort ist so individuell wie die Lerner es sind. Die Art und Weise, wie Wortschatz, Grammatik und alle weiteren Themen vermittelt werden, kann sich enorm unterschieden und beeinflusst massiv, wie gut oder schlecht du damit lernen kannst und wie gern oder ungern du es überhaupt zur Hand nimmst.

Zur Auswahl eines Lehrwerks könnte ich ewig und drei Jahre referieren, beschränke mich hier aber auf ein paar kleine Tipps, wie du ein gutes für dich findest, das dich verlässlich beim Lernen begleitet und, ganz wichtig, deine Lernfreude maximiert.

Allerwichtigster Tipp: Schau dir mehrere Werke an und lass dich über die Unterschiede beraten, bevor du eins kaufst. Und zwar nicht in einer Facebookgruppe, sondern von Lehrern, die mehrere dieser Bücher kennen, oder Buchhändlern, Verlagen oder anderen Experten.

Lehrbücher sind so so so unterschiedlich und richten sich im Aufbau, dem Tempo, den Themen, der Erklärweise und mehr an völlig unterschiedliche Zielgruppen. Denn: Jeder Mensch lernt anders. Und jedes Lehrwerk ist anders.

Wenn dir jemand schreibt „Ich habe mit XYZ gut gelernt“, kann genau dieses XYZ für dich und deine Lernweise die Vollkatastrophe sein. Nur, weil irgend ein beliebiger Mensch, über dessen Lernvoraussetzungen und -anforderungen du gar nichts weißt, etwas gut findet, muss es nicht gut *sein*. Und auch nicht, wenn es 100 Leute gut finden. Gerade du kannst anders sein, und das ist nicht schlimm, denn genau dafür gibt es ja diese unterschiedlichen Angebote.

Welche Arten von Lehrbüchern gibt es und wie unterscheiden sie sich voneinander?

Manche Bücher sind explizit für Hobbylerner und Urlauber gestaltet, andere für Auswanderer, und entsprechend variieren die Sprechsituationen und das Vokabular. Den Urlauber interessiert vielleicht weniger ein Vorstellungsgespräch, den Auswanderer vielleicht weniger die Campingplatzbuchung. Orientiere dich also an deinem Lernziel und schau, ob das Buch deine „Realität“ abbilden kann. Wenn du zu Themen lernst, die du nie brauchen wirst, wird dir das Buch keinen Spaß bereiten.

Besonders Schnell- und Langsamlerner arbeiten idealerweise mit ganz verschiedenen Werken. Auf dem norwegischen Lehrbuchmarkt, den ich recht gut kenne, sind die Unterschiede wie Tag und Nacht:

Lehrbücher mit schneller Progression richten sich an erfahrene Lerner mit guter grammatischer Vorbildung, oftmals Studenten, die sowieso den ganzen Tag lernen und ein hohes Pensum gewohnt sind. Mehrere neue Themen pro Lektion sind keine Seltenheit und werden auch gebraucht, wenn ein konkretes Lernziel wie etwa ein kurz bevorstehendes Auslandssemester vorliegt.

Lehrbücher mit langsamer Progression richten sich an Menschen, die wenig oder keine Erfahrung im Sprachenlernen oder möglicherweise eine geringere Grundbildung haben oder eher aus Spaß und ohne Zeitvorgabe lernen, z. B. um irgendwann im Urlaub mal ein bisschen Smalltalk parat zu haben. Hier gibt es viele Wiederholungen und mehr Gemütlichkeit.

Grammatikfreunde und -feinde sollten natürlich ebenso nicht mit demselben Buch lernen, sonst wird mindestens eine Partei unglücklich. Überhaupt gibt es Konzepte, die eher für visuelle Lerner passen, für auditive, für kommunikative, für intuitive, für Ich-brauche-100-feste-Regeln-und-Tabellen-Lerner oder oder oder. Jede Erklärweise ist anders, und die falsche kann dazu führen, dass du das Buch ärgerlich in die Ecke wirfst und mit der neuen Sprache ab dann auf Kriegsfuß stehst, weil sie dir nicht auf deine Weise beigebracht wurde. Dafür kann aber die Sprache nichts. Das Lehrbuch schon.

Dass Grammatik immer ein sinnvoller Teil des Lernprozesses ist, auch, wenn viele Erwachsene das immer noch nicht wahrhaben wollen, erkläre ich hier.

Übrigens gibt es auch Lehrwerke, die komplett einsprachig in der Lernsprache geschrieben sind. Für Anfänger kann das verwirrend und überfordernd sein; ganz auf deutsche Erklärungen und Übersetzungen verzichten muss man wollen – und bietet sich gerade fürs Selbststudium echt nicht an. Mit Vorkenntnissen ab B-Niveau vielleicht, aber vorher nicht. Auch ein wichtiges Kriterium meiner Meinung nach. Apropos Niveau: Was draufsteht, ist nicht immer drin.

Und natürlich gibt es Bücher für Erwachsene, die sich massiv von denen für Kinder oder Jugendliche unterscheiden. Kultur und Politik sind für sehr junge Lerner möglicherweise weniger interessant, Schule und Soziale Medien eventuell weniger für Ältere. Aber neben den typischen und untypischen Gesprächssituationen ist es vor allem auch der Zugang zu Grammatik, der für Kinder vollkommen anders gestaltet wird. Darum lernt dein Kind sicherlich auch nicht sonderlich zufrieden mit deinem Buch; seine Lernweise ist (noch) eine ganz andere – und andersrum ebenso.

Wie finde ich das richtige Lehrbuch für mich?

Am besten wirst du dir zuerst über deine Bedürfnisse bewusst und suchst dann – gern mithilfe einer Fachkraft (Lehrer, Buchhändler, …) – dein bestes Buch. Frag jemand Fachkundiges nach Unterschieden und Zielgruppen mehrerer Werke und vergleiche in Ruhe. Stress dich nicht, die Bücher laufen nicht weg.

Was wir nicht leugnen können: Das Problem bei unseren Orchideensprachen Norwegisch, Schwedisch, Dänisch, Isländisch, Finnisch und Niederländisch ist natürlich, dass es nicht pro Sprache 100 Werke zur Auswahl im deutschen Verlagswesen gibt, sondern jeweils nur drei oder so. Diese erfüllen sicherlich nicht alle oben genannten Kriterien, und es ist gut möglich, dass für genau deinen Lerntyp und dein Lernziel gar nichts Passendes dabei ist. Dennoch ist es klug, dir einen Überblick zu verschaffen, was dich denn am ehesten zufriedenstellen könnte und was dir vielleicht wirklich gar nicht zusagt. Und immer im Hinterkopf behalten Nicht das, was die Masse feiert, ist das beste für dich.

Welche Ausgabe eines Buches sollte ich denn kaufen, es gibt ja mehrere?

Und dann gibt es ja noch das Ding mit den veralteten Ausgaben. Bücher werden immer weiter optimiert, damit das Lernen (und Lehren!) leichter, besser und unterhaltsamer funktioniert. Schon 10 Jahre alte Lehrwerke entsprechen kaum noch dem jetzigen Standard, über 20 Jahre müssen wir nicht reden. Mit zeitgemäßen Lehr- und Lernmethoden macht es viel mehr Spaß, in eine Sprache einzutauchen. Und denk an all die hilfreichen Zusatzangebote wie digitale Lernplattformen, begleitende Apps usw., die neuere Werke bereitstellen!

Auch hier kann dir leicht die Lernfreude vergehen, wenn du in Dialoge aus den 80ern eintauchen sollst, die inhaltlich nichts vom heutigen Leben abbilden. Meist sind die alten Schinken auch optisch nicht ansprechend gestaltet – Farbfotos sind eine erstaunlich „neue“ Sache in Lehrbüchern. Bis Anfang der 2000er hat man fest auf Strichzeichnungen geschworen (und tut es gruseligerweise manchmal heute noch!), und ganz ehrlich: Wenn ich was über Fjorde und Polarlichter lese, dann helfen mir Fotos, mich in der Lernsituation zurecht zu finden und alles erlebbarer zu machen. So will ich lernen!

Über veraltete Lehrbücher und ihren geringen Nutzen habe ich hier einen ganzen Artikel geschrieben.

Ob ein Lehrbuch noch zeitgemäß ist, also ob es Aktualisierungen gibt, kannst du beim Verlag auf der Website checken oder nachfragen; alternativ kannst du ebenfalls einen kundigen Lehrer oder Buchhändler fragen. Wenn du die freie Auswahl hast, wähle immer die aktuellste Ausgabe, das kann dir nur zugute kommen. Solltest du irgendwann in einen Sprachkurs wechseln, ist es wahrscheinlicher, dass du dort die neue Ausgabe weiterverwenden kannst. Und sei auch bloß skeptisch, wenn dein Lehrer mit Uralt-Ausgaben arbeiten möchte, weil er die „immer schon erfolgreich verwendet hat“ und nur zu faul ist, sich in was Neues einzuarbeiten. Das zeugt nicht von Kompetenz.

Fazit

Meine Erfahrung zeigt, dass man sich mit einem falschen Lehrbuch leider viele Steine in den Weg legen kann, ohne es direkt zu wissen. Wenn du merkst, dass du beim Lernen nicht recht voran kommst, es dir keine Freude bereitet oder du immer und immer wieder über unverständliche Passagen stolperst, die für deine Lernweise nicht ausreichend erklärt sind, dann kann es sein, dass du einfach das für dich falsche Lehrwerk benutzt. Schau dich um, was es sonst noch gibt, und ob ein Wechsel sinnvoll sein kann. Denn ich bin überzeugt, dass man mit dem richtigen Lehrwerk riesengroßen Spaß – und nicht zuletzt ebenso großen Erfolg – beim Sprachenlernen haben wird.

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