Warum es keine gute Idee ist, das Sprachenlernen auf nach dem Auswandern zu verschieben

Warum es keine gute Idee ist, das Sprachenlernen auf nach dem Auswandern zu verschieben
Hast du auch während der Planung für deine Auswanderung schon mal gedacht: „Ich nehm erstmal jeden Job an: putzen, Taxi fahren, egal. Das geht auch ohne gute Sprachkenntnisse. Hauptsache Arbeit, die Sprache kommt dann schon noch.“ (SPOILER: Kommt sie nicht zwangsläufig, wie ich dir hier zeige.)
Die Idee ist nachvollziehbar, da du ohne oder mit nur sehr geringem Sprachwissen in deinem eigentlichen, möglicherweise hochqualifizierten Beruf komplett an deine Grenzen stoßen würdest. Die Putzkraft und der Taxifahrer müssen jetzt nicht sooo fließend sprechen, oder? Sowas kann man für den Übergang doch mal machen, bis es sprachlich besser läuft?
Not-so-fun fact: Während man zum eigentlichen Putzen oder Taxifahren vielleicht vergleichsweise wenig von der Landessprache benötigt, so braucht man sie trotzdem für andere Angelegenheiten. Zum LEBEN zum Beispiel. Warum blenden das so viele aus? Es gibt einen Alltag außerhalb des Jobs, und auch in dem möchte man kommunizieren, verstanden werden, andere verstehen und am Leben teilnehmen … oder nicht? Du brauchst doch Sprache noch für sooo viel anderes!
Was kann schon passieren, wenn ich die Landessprache nicht spreche und verstehe?
Wahre Geschichte einer polnischsprachigen Putzkraft hierzulande, die sich nur sehr schwer auf Deutsch verständlich machen konnte: Sie war todunglücklich, und durch viel Geduld und Raten fand man heraus, dass sie wohl in Geldnot geraten war, weil ihr Konto gepfändet wurde, weil ihr Sohn ordentlich auf Pump lebte, wovon sie nichts wusste. Sämtliche Mahnungen und Androhungen in der Post hatte sie schlichtweg nicht verstanden. Und was nun weiter geschah, auch nicht. Ihr fehlten die sprachlichen Mittel, nachzufragen. Vielleicht schämte sie sich auch. Und sie war völlig hilflos.
Natürlich liegt Schuld bei dem Sohn, doch wäre die Dame des Deutschen besser mächtig, hätte sie früher erkannt, was los ist und wäre sicherlich nicht so tief in die Schuldenfalle getappt. Und sie hätte sich viel früher Hilfe holen können.
Weiter: Während an meinem Auto geschraubt wurde, kutschierte mich mal ein von der Autowerkstatt beauftragter, sehr schlecht Deutsch sprechender Taxifahrer nach Hause. Am Ende bekam er den Fahrtpreis nicht über die Werkstatt abgerechnet, weil sein Kassensystem versagte – so, glaube ich, verstanden zu haben aus seinem Radebrechen. Die Anweisungen des panisch angerufenen Chefs verstand er auch nicht so recht und bekam immer wieder die gleiche Fehlermeldung. Es klang so, als habe er es falsch bedient, weil er das UI nicht lesen und die nötigen Eingaben gar nicht verstehen oder nachvollziehen konnte.
Blöde Situation. Wäre mega ärgerlich, wenn er sein Geld nicht kriegt, weil er weder erklären konnte, was schief gelaufen war, noch ausreichend verständliche Hilfe bekommen konnte.
Drastische Beispiele, aber es zeigt, wie wichtig es ist, zu VERSTEHEN, was um dich herum in deinem neuen Alltag in einer neuen Sprache geschieht. Also, es spricht natürlich überhaupt nichts gegen die Annahme von Übergangsjobs, für die du deine Berufsqualifikation nicht brauchst. Mein Anliegen ist, zu zeigen, dass du auch für solche Jobs durchaus Sprachkenntnisse brauchst.
Wie kann ich es besser machen?
Dazu der not-so-fun fact Nr. 2 (den ich schon dreitausend Mal woanders schrieb und auch dreitausend weitere Male schreiben werde):
Sprache kommt NICHT von selbst. Überraschung!
Sprache lernt man. Das ist Arbeit. Das kostet Mühe. Das braucht Zeit. Das passiert nicht nebenbei, wenn man nicht gerade ein Kindergartenkind ist. IRGENDWANN versteht man immer mehr, klar. Aber was machst du bis dahin??? Dich nur frustriert durch den Alltag schieben und Probleme nicht gelöst bekommen? Schöne Aussichten für den Auswander-Start. Hier liest du, welches Sprachniveau du empfehlenswerterweise zum Auswandern mitbringen solltest.
Denn wir sehen: Weder der Putzfrau noch dem Taxifahrer sind die Deutschkenntnisse zugeflogen, während sie hier Jobs ausübten, was ja laut der Idee „Die Sprache kommt dann schon“ eigentlich längst hätte passiert sein müssen. Die Dame lebt seit langer Zeit in Deutschland, und so zielsicher, wie der Herr mich nach Hause brachte und dabei die städtischen Baustellen und Verkehrsknubbel umfuhr, war er auch nicht erst seit zwei Wochen hier. Ich mache den beiden keinen Vorwurf; bestimmt gibt es gute Gründe, warum sie bislang keinen Sprachkurs besuchen konnten. Eher tun sie mir wahnsinnig leid, weil sie so schlecht zurechtkommen und sich für sie Probleme und Sorgen auftun, die mit gutem Deutsch vermeidbar wären.
DU kannst es anders machen. Mein Tipp für dich: Warte nicht auf die plötzliche Sprachkenntnis-Erleuchtung, sondern unternimm selbst etwas, um von vorn herein ein Leben in deinem neuen Land genießen zu können!
Lerne, BEVOR du auswanderst. Gründlich und aktiv. So klappt es auch mit allen Aushilfsjobs und idealerweise bald mit einer Stelle in deinem eigentlichen Beruf. Und dem LEBEN natürlich.
Seit 2014 bereiten wir bei Ordcap Auswanderer erfolgreich sprachlich auf ihr neues Leben vor – profitier auch du davon.

