Mythen des Sprachenlernens: Wenn ich erstmal ausgewandert bin, kommen die Sprachkenntnisse ganz von selbst.

Mythen des Sprachenlernens
Veröffentlicht am
December 3, 2025
December 3, 2025

Mythen des Sprachenlernens: Wenn ich erstmal ausgewandert bin, kommen die Sprachkenntnisse ganz von selbst.

Moin liebe Sprachenfreunde, auch hier auf dem Blog wird es nun die Kategorie der Sprachenlernmythen geben. Ab und an werde ich euch oft gelesene und gehörte Aussagen zum Sprachenlernen zeigen – und kurz und knackig richtigstellen, was falsch ist. Denn es kursieren erstaunlich viele irrtümliche Annahmen darüber, wie man besonders gut oder schnell oder überhaupt Sprachen lernt.

Sehr viele dieser Infos halten sich trotz ihres geringen Wahrheitsgehaltes hartnäckig oder können nur mit bestimmtem Hintergrundwissen verstanden werden und schrecken darum viele Menschen ab, die sehr gern ins Sprachabenteuer starten würden, oder bringen sie mit ganz irrigen Vorstellungen her. Darum möchte ich gerne für Aufklärung sorgen.

Wir sagen also ab jetzt „Wissenslücken adjø“ - zum Beispiel zum Sprachenlern-Mythos Nummer 91263493, der sich hartnäckig hält und dringend mal erklärt werden muss, wie ich finde, weil er vielen Menschen eine äußerst unrealistische Vorstellung präsentiert, was sie sprachtechnisch im neuen Land erwarten können:

❌ Wenn ich erstmal ausgewandert bin, kommen die Sprachkenntnisse ganz von selbst.
✅ Nein! Richtig ist: Nichts passiert von selbst. Sprachen müssen gelernt werden, zumindest von Erwachsenen. Es hilft rein gar nichts, dich im Ausland aufzuhalten und abzuwarten; du musst enorm aktiv werden: Du musst dich trauen, in der Fremdsprache zu sprechen und Fehler zu machen, du musst Fragen stellen, du bist permanent auf Menschen angewiesen, die dir das Sprachsystem erklären, wenn du nicht weiterkommst. Es bleibt viel Lern-Arbeit, egal wo du wohnst.

Ich stelle mir immer vor, die Leute ziehen nach Norwegen, Schweden, Dänemark, Island, Finnland, die Niederlande oder sonstwo hin, setzen sich in einen Schaukelstuhl und warten däumchendrehend, dass perfekte Sprachkenntnisse vom Himmel fallen. Tja, rate mal: Tun sie nicht. Und die, die das erwarten, sind dann enttäuscht. Aber das muss nicht sein, dafür bin ich ja da und zerstöre solche Mythen.

Zur Erklärung:

1. lernt man eine Sprache nie automatisch, nie von selbst, nie durch einen Ortswechsel und am wichtigsten: nie passiv. Nur aktiv. Durch Tun. Zum tausendsten Mal: Erwachsenengehirne können eine Fremdsprache nicht einfach so nebenbei aufnehmen, wie Kindergehirne es können! DU. MUSST. LERNEN. EGAL. WO.

2. ist es IMMER die klügste Variante, vor einer Auswanderung bereits mit dem Sprachenlernen zu beginnen. Nur so hast du Grundlagen, auf die du überhaupt aufbauen kannst, wenn du dort 24/7 in der sprachlichen Umgebung bist. Ohne Vorkenntnisse hilft ein bloßes Zuhören nicht; du musst ja wissen, worauf du hören musst. Mit Null kannst du nicht aktiv werden, doch das musst du, um zu lernen. Ohne das absolute Grundgerüst der Sprache versteht man ja wirklich überhaupt nichts, und ohne Verständnis keine Kommunikation, ohne Kommunikation kein Leben. Traurige Geschichten über viel zu wackelige Gerüste erzähle ich dir hier.

3. ist es ein wenig unverschämt, ohne Sprachkenntnisse in ein Land einzuwandern und zu hoffen, dort Haus, Job und Freunde zu finden, ohne das absolute Minimum – die Sprache – selbst zu leisten. Das hat eine ehemalige Schülerin von mir mal total gut auf den Punkt gebracht: Es ist egoistisch, die Menschen in seinem neuen Umfeld als gratis Lehrer zu missbrauchen, weil „im Alltag mit den Leuten vor Ort lernt man ja ganz einfach von denen“ Ja, oder die haben vielleicht auch keinen Bock, dir alles beizubringen, weil das schlichtweg nicht ihr Job ist und wofür sie weder ausgebildet sind noch bezahlt werden Die anderen sollen etwas umsonst leisten, weil du zu faul bist, es selbst zu tun? Hä??? Ist Nehmennehmennehmen deine Vorstellung von höflicher Integration? Damit wirst du bestimmt der beliebteste Neuzugang in deiner Umgebung. Nicht.

Selbermachen, Initiative Ergreifen, DAS ist cool, am besten schon lange vorm Umzug UND auch weiterhin danach bitte. Denn Lernen ist nie Nicht-Arbeit, egal in welcher sprachlichen Umgebung du lebst.

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