Warum dein Selbststudium scheitert

Lerntipps und Selbststudium
Veröffentlicht am
December 1, 2025
December 1, 2025

Warum dein Selbststudium scheitert

Autodidaktisch eine Fremdsprache lernen ist der Traum vieler Sprach- und Kulturfans, weil: kostet nichts, kann man in eigenem Tempo machen und immer dann, wenn es passt.

Ganz allein tut es jedoch sowieso kaum jemand, denn an irgend einem Punkt (oder mehreren) kommt man erfahrungsgemäß nicht weiter und braucht Hilfe, und sei es nur, indem man in einer Facebookgruppe seine Fragen stellt. Dadurch, dass ich das täglich lese, wird deutlich, dass man eine Sprache quasi nie allein mit Lernmaterial (Buch, App, …) sofort komplett kapiert, sondern immer auf Erklärungen von MENSCHEN angewiesen ist. Wenn du also jeden Tag zwölfmal nachfragst, warum ist das so und nicht anders, und wie geht das und jenes, und kann mir jemand hierbei helfen, hast du am Ende eigentlich gar nicht im Selbststudium gelernt, sondern in vielen kleinen Unterrichtseinheiten, die du dir von Leuten geschnorrt hast, von denen du nicht mal überprüfen kannst, ob die wirklich Bescheid wissen. Hm.

Doch leider wird der Traum bei einer sehr großen Menge an Wünschenden trotz aktivem Fragen nicht wahr. An irgend etwas scheitert es immer: mangelnde Zeit, mangelnde Motivation, ungeeignetes Lehrmaterial usw. Über die Wichtigkeit der Wahl des richtigen Lehrbuchs kläre ich in einem folgenden Artikel ein wenig auf. Frustriert geben viele das Lernen auf mit der Vorstellung: „Ich komme gar nicht voran, ich schaffe das eh nie“ oder „Ich vergesse die Hälfte der Vokabeln sofort wieder.“

Oder sie machen enttäuschender Erfahrungen wie „Ich habe das ganze Lehrbuch durchgearbeitet und konnte in meinem letzten Dänemarkurlaub trotzdem nicht mit den Leuten Gespräche führen“ oder „Ich lerne seit einem halben Jahr Schwedisch und verstehe immer noch nicht, was die im Radio sagen“ oder oder oder.

Bedenke bitte, dass du in aller erster Linie GEDULD brauchst. Man lernt nicht ĂĽber Nacht und auch nicht in einem halben Jahr. Das Lernen einer Fremdsprache braucht eine Menge Zeit.

Mein Eindruck ist jedoch, dass das Vorhaben bei vielen aufgrund einer nicht ganz optimalen oder gar nicht vorhandenen Lernmethode gebremst oder sogar gestoppt wird. Wenn es keine Ergebnisse zeigt, mag man nicht weitermachen. Das kannst du aber ändern! Ich zeige dir im folgenden Artikel ein paar Strategien, wie du das Beste aus dem (Quasi-)Alleinelernen herausholen kannst – für Zeit musst du allerdings weiterhin selbst sorgen. Und die Motivation kommt dann hoffentlich bald dazu, wenn du schnellere Fortschritte bemerkst.

Wie geht das Alleinelernen bei den meisten vonstatten?

Vermutlich lernen die allermeisten Sprachfreunde mit einem Lehrbuch oder einer App. Der Weg, der dich durch die App fĂĽhrt, ist vorgegeben und von Anbieter zu Anbieter auch leicht unterschiedlich. Dort hast du nicht so viel Spielraum, was eigene Methoden angeht. (Und dass man damit sowieso nicht ĂĽber den Urlaubs-Smalltalk hinauskommt, weiĂźt du aus einem anderen Artikel.) Nehmen wir also mal das Lehrbuch.

In vielen Büchern beginnt ein Kapitel mit einem Lektionstext, der neue Wörter, neue Grammatik-Konstruktionen und inhaltlich eine relevante Gesprächssituation oder interessante Landeskunde-Infos enthält. Danach kann es eine Vokabelliste geben, Erklärungen und Beispiele des neuen Grammatikthemas und Übungen, um diese neue Grammatik zu verinnerlichen.

Oft läuft das nun so ab: Du schlägst die neue Lektion auf. Du liest den Text und spickst entweder nebenbei in der Vokabelliste, wenn du über ein unbekanntes Wort stolperst, oder du schaust dir zuerst die neuen Wörter an und liest erst danach, oder vielleicht auch andersrum. Im Idealfall hörst du dir den Text natürlich auch an (beiliegende CD oder wo auch immer die Audios bereitgestellt werden), entweder vorab einmal, oder während du selbst mitliest, oder im Anschluss nochmal. Vielleicht übersetzt du den Text oder ein paar Passagen daraus auf Deutsch, oder du lässt es die KI machen und liest dir das Ergebnis durch, was quasi null Lerneffekt hat.

Dann schaust du dir die Grammatik an. Die Reaktion variiert vermutlich zwischen „Ach, logisch, verstehe ich sofort“ in den Anfangslektionen und „Häää???“ in den weiter fortgeschrittenen Kapiteln, was nicht selten zu oben genannten Hilferufen führt. Du liest die Erklärungen und Regeln also gegebenenfalls erneut, versuchst, die Beispiele zu durchschauen und machst dich dann an die Übungsaufgaben, denn – learning by doing – Manches erklärt sich vielleicht beim Lücken-Ausfüllen noch von selbst (tut es tatsächlich). Die bearbeiteten Aufgaben gleichst du mit dem Lösungsschlüssel ab und korrigierst die paar kleinen Fehler, die du gemacht hast. Gegebenenfalls folgen ein paar Facebook-Fragen à la „Warum lautet hier die Lösung soundso und meine Antwort ist falsch?“ Die Vokabeln übst du nochmal als Liste oder in einer App oder auf Karteikarten. Wenn es weitere Texte und Grammatik-Abschnitte gibt, verfährst du dort ebenso.

Damit hast du die Lektion eigentlich durchgearbeitet. So geht es Kapitel für Kapitel durch dein Buch. Und das ist auch überhaupt nicht falsch. Nur ist es nicht nachhaltig. Vieles von dem, was du auf diese Weise konsumierst, bleibt weder hängen noch ist es in die Anwendung der Sprache hinein umsetzbar – genau für dieses Anwenden-Lernen gibt es Sprachkurse! Hier ist das Warum:

Wo liegen die Fehler beim derartigen Selbststudium?

Erstens brauchen unsere Gehirne viel mehr Wiederholungen einer Sache, bevor wir sie behalten, als wir glauben. Einmal lesen und drei, zehn oder zwanzig Trainingsaufgaben reichen nie. Auch nicht zweimal lesen ĂĽbrigens.

Hier ist die App von Vorteil – wenn sie gut ist –, weil sie dir diese Wiederholungen automatisch vor die Nase schiebt, idealerweise so lange, bis du das Wort, den Satz oder die Grammatik-Konstruktion fehlerfrei hinbekommst. Bei der Arbeit mit einem Lehrbuch musst du selbst dafür sorgen, und viele Lerner wiederholen definitiv nicht genug, weil ihnen „alte Inhalte“ schnell langweilig werden. Das gestern Gelernte ist heute noch abrufbar, darum scheinen weitere Wiederholungen nicht notwendig; man schreitet ungeduldig zum nächsten Abschnitt fort, aber es wird nicht dauerhaft abgespeichert. Doch bedenke: Mehr ist mehr. Unglücklicherweise haben normale Lehrbücher nie genug eigene Lernaufgaben zu den Kapiteln. Auch hier kann dir ein Lehrer weiteres Material zugänglich machen, denn du brauchst weiteres Material.

Zweitens bekommst du mit Buch und App nur einen rein passiven Zugang zur Sprache. Selbst, wenn du dir beide Hälften der Vokabeln problemlos merken kannst, ist das passives Wissen, kein aktives Können. Du lernst, geschriebene Wörter wieder zu erkennen und zu übersetzen, geschlossene Fragen zu gerade gelesenen Inhalten zu beantworten, Lücken in Sätzen mit der passenden Wort-Form auszufüllen, einen Text vom Präsens ins Präteritum zu übertragen und richtige Endungen an Adjektive zu hängen. Das brauchst du im richtigen Sprach-Leben aber nie. Alleine lernst du nicht, in Gesprächen zu interagieren, d. h. keine Konversation, also kein Sprechen und kein Hören und kein Auf-den-anderen-Reagieren. Darum stehst du im Urlaub vielleicht „sprachlos“ da. Um das zu lernen, brauchst du Menschen.

Wie geht autodidaktisches Sprachenlernen denn nun richtig?

Dass ein Sprachkurs immer sinnvoller ist als das schiere Alleinelernen, muss ich dir nicht schon wieder predigen. Dennoch ist es natürlich keine verschwendete Zeit, eigenständig mit einem Lehrbuch zu pauken. Und auch zusätzlich zu einem Sprachkurs kann und soll man sich ja auch intensiv mit einem Lehrbuch beschäftigen. Meiner Erfahrung nach tun das die meisten Lerner jedoch auf eine ähnliche Weise, wie ich oben beschrieben habe, und das genügt nicht. Das ist Lesen und Verstehen, aber kein Lernen. Lernen ist Arbeit. Und wenn man sich die nicht macht, sieht man weniger, langsamere oder gar keine Resultate. Die Folge ist Frust, und dessen Folge ist oft Aufgeben. Das meine ich mit der Überschrift.

Wenn du deine Lernmethode verbessern und viel intensiver, gründlicher und langanhaltender mit den Inhalten aus deinem Lehrbuch interagieren möchtest, lies den folgenden Artikel. Dort stelle ich dir eine Liste mit Strategien zusammen, die dir Lerninhalte zugänglicher und deine Sprachreise damit viel erfolgreicher machen können. Viel Spaß beim Ausprobieren!

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